Steigende Altersarmut bei Frauen in Hessen

Christin Jost, Leiterin LAG Frauen

Altersarmut bei Frauen ist ein bedeutendes soziales Problem in Hessen. Besonders betroffen sind Seniorinnen, die aufgrund von unterbrochenen Erwerbsbiographien, oft bedingt durch Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen, und einer überproportionalen Beschäftigung im Niedriglohnsektor, im Alter finanziell schlechter dastehen.

Die Armutsgefährdungsquote bei Frauen über 65 Jahren liegt in Hessen bei etwa 20,3 %, während sie bei Männern derselben Altersgruppe bei 15,9 % liegt. Bei Frauen ab 75 Jahren steigt diese Quote sogar auf 20,6 %.*

Die erneut vorgeschlagene Abschaffung der Mütterrente durch Finanzminister Lindner könnte die Situation weiter verschärfen, da diese Rentenleistung besonders Frauen mit niedrigem und mittlerem Einkommen unterstützt. Wir FREIE WÄHLER Hessen lehnen eine Abschaffung der Mütterrente entschieden ab.

Gründe für Altersarmut bei Frauen

Die Hauptursache für den sog. Gender-Pension-Gap ist die durch Kindererziehung und/oder Care-Arbeit bedingte Teilzeit bei Frauen. Aber auch das Pflegen von erkrankten/hilfsbedürftigen Angehörigen ist ein Faktor.

Maßnahmen gegen Altersarmut bei Frauen

Um die Altersarmut bei Frauen effektiv zu bekämpfen, sind mehrere Maßnahmen notwendig, die sowohl auf politischer als auch auf gesellschaftlicher Ebene umgesetzt werden müssen:

  1. Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf:
    • Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten: Mehr und qualitativ bessere Betreuungsplätze ermöglichen es Frauen, früher und in größerem Umfang wieder in den Beruf einzusteigen.
    • Flexible Arbeitszeitmodelle: Teilzeit- und Homeoffice-Optionen können Frauen helfen, Beruf und Familie besser zu vereinbaren.
  2. Reduzierung des Gender-Pay-Gaps:
    • Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Durchsetzung von Gesetzen, die Lohngleichheit garantieren.
    • Transparenz bei Gehältern: Unternehmen sollten verpflichtet werden, Gehaltsstrukturen offenzulegen, um Diskriminierung aufzudecken und zu beseitigen.
  3. Verbesserung der Rentenansprüche:
    • Anrechnung von Erziehungs- und Pflegezeiten: Zeiten, in denen Frauen Kinder erziehen oder Angehörige pflegen, sollten stärker bei der Rentenberechnung berücksichtigt werden.
    • Erhöhung der Grundrente: Eine höhere Grundrente kann besonders Frauen mit niedrigen Rentenansprüchen unterstützen.
  4. Förderung der finanziellen Bildung:
    • Schulungen und Beratungen: Frauen sollten Zugang zu Bildungsangeboten haben, die ihnen helfen, ihre finanzielle Situation besser zu verstehen und zu planen.
    • Förderung von Altersvorsorge: Informationen und Anreize zur privaten Altersvorsorge können helfen, finanzielle Lücken zu schließen.
  5. Unterstützung von Alleinerziehenden:
    • Spezielle Förderprogramme: Alleinerziehende Frauen sollten durch gezielte Programme unterstützt werden, die ihnen den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern und finanzielle Sicherheit bieten.

Durch die Kombination dieser Maßnahmen kann die Altersarmut bei Frauen langfristig reduziert werden. Erfolgreiche Maßnahmen aus anderen Ländern wie Schweden und Kanada zeigen, dass eine Kombination aus sozialer Unterstützung, Gleichstellungspolitik und flexiblen Arbeitsmodellen effektiv dazu beitragen kann, die Altersarmut bei Frauen nachhaltig zu bekämpfen.

*Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/Aeltere-Menschen/armutsgefaehrdung.html